André
Gorz: Das
Ende von etwas Der
Wachstumsrückgang ist also ein Überlebensgebot. Es setzt jedoch eine andere Ökonomie,
einen anderen Lebensstil, eine andere Zivilisation, andere gesellschaftliche Verhältnisse
voraus. Solange sie fehlen,könnte der Zusammenbruch nur mittels Restriktionen,
Rationierungen, autoritärer Zuteilungen von Ressourcen verhindert werden, wie
sie für eine Kriegswirtschaft charakteristisch sind. Der Weg aus dem Kapitalismus
wird also auf jeden Fall stattfinden, ob auf zivilisierte oder auf barbarische
Weise. Die Frage betrifft allein die Form, die das Ende nehmen, und den Rhythmus,
in dem es erfolgen wird ...
Mehr  (DiePresse.com,
08.05.09)
Ortwin
Runde:
Intelligenz gegen Geldgier Ausführlicher zur
näheren Erläuterung Robert Zion, Die Zeit die uns bleibt – Grüner Aufbruch in
eine neues Arbeits- und Sozialstaatsparadigma, zitiert nach http://www.grundsicherung-bw.de/wpcontent/
uploads/2007/03/robert-zion-thesenpapier2.pdf: „Die zweite wesentliche Transformation
der Ökonomie in der „Wissensgesellschaft“ betrifft die Sphäre der (gesamtgesellschaftlichen)
Produktion. In der Tat ist heute die gesamte Gesellschaft in Produktion gesetzt.
Nicht mehr der Betrieb ist das Zentrum der Produktion, sondern das ineinander
verwobene (vernetzte) produktive Arrangement des Wissens, dessen Anteil an der
Wertschöpfung bereits heute 70% beträgt, tritt an dessen Stelle ... Mehr
(Sept.
2007, Parlamentarische Linke der SPD-Bundestagsfraktion)
Dietmar
Lingemann, Lisa Paus: Ökonomie
(in) der Veränderung Von
ganz rechts bis ganz links herrscht Einigkeit darüber, dass die in den letzten
Jahren und Jahrzehnten vorgenommenen Umwälzungen der Produktionsstrukturen einen
neuen Typus von Arbeit hervorgebracht haben. Dieser Typ von Arbeit ist davon gekennzeichnet,
daß die Subjektivität der Arbeitenden im Vordergrund steht. Ihre Kreativität,
Spontaneität, ihr gesamtes Wissen und ihre gesamte Persönlichkeit gehen in ihren
Arbeitsprozeß ein. Zu den neuen Qualifikationsanforderungen an die Arbeitenden
gehören soziale Fähigkeiten, wie Entscheidungen zu treffen und zu verantworten,
soziale Beziehungen aufzubauen, die eigene Arbeit zu organisieren und sich selbst
zu ökonomisieren. Rund um die Uhr erreichbar zu sein, ist nicht länger Markenzeichen
von Unternehmensvorständen und Workoholics, sondern selbst der/die sich mit Putzjobs
durchschlagende „Sans Papier“ muss sich als „Arbeitskraftunternehmer“ (Voss) bewähren
... Mehr
Lisa
Paus: Staatsaufgabendiskussion
in Richtung Wissensgesellschaft Der
neue Produktionsfaktor der Wissensgesellschaft ist jedoch der ganze Mensch mit
allen seinen Fähigkeiten zur Neugierde, Kreativität und mentaler Leistung. Da
die Wissensgesellschaft also nur auf der Basis von Eigenschaften funktionieren
kann, die ur-menschlich sind (Kreativität, Kommunikation und Gestaltungswille)
und darüber hinaus Umfeldbedingungen braucht, die urdemokratisch sind (Freiheit
der Äußerung, umfassender Zugang zu Informationen für eine breite Masse, allgemeine
Lebensqualität etc.), stellt sich letztlich auch die Frage nach einer neuen sozialen
Nachhaltigkeit, nämlich der Nachhaltigkeit im Umgang mit diesen leider immer begrenzten
menschlichen Ressourcen und demokratischen Lebensbedingungen ... Mehr
Dietmar
Lingemann, Lisa Paus: Weg von
der Ressourcenfrage Angesichts
dieses globalen Wandels ist das Projekt "Grüne Marktwirtschaft" viel zu eng gefasst.
Es ist zwar verständlich, dass die Grünen die Ressourcenfrage in den Mittelpunkt
stellen wollen, weil sie dabei an die ökologische Tradition und an die breite
Zustimmung für eine "Weg vom Öl"-Strategie anknüpfen können. Aber sie würden sich
von den zukunftsweisenden Debatten abkoppeln, wenn sie sich nur auf die "neuen
Knappheiten" bei den Rohstoffen konzentrieren ... Mehr
Robert
Zion, Dietmar Lingemann: Grüne
Marktwirtschaft? - Öko-Kapitalismus!
Zentrales Prinzip grüner
Wirtschaftspolitik ist die Durchhaltbarkeit aller wirtschaftlichen Prozesse im
Sinne ökologischer Nachhaltigkeit. Für uns heißt dies, dieses Prinzip Schritt
für Schritt sowohl in die Wirtschaftsordnung selbst als auch in die Ordnung der
Wirtschaft dauerhaft zu integrieren. Langfristig muss der Grundsatz der Ökonomie
der Aufklärung, dass der Natur nichts entnommen werden darf, was ihr nicht im
Sinne einer naturgrundlagengebundenen Kreislaufwirtschaft wieder zurückgegeben
werden oder was sie nicht selbst erneuern kann, zur Grundregel unseres Wirtschaftens
werden. Denn eine Gesellschaft, die dauerhaft gegen ihre Naturgrundlagen handelt,
ist zum Untergang verurteilt ... Mehr
Gerhard
Bauer: Voran mit der Wissensökonomie
– wie weit trägt sie? (Zum
Positions- und Diskussionspapier „Grüne Marktwirtschaft? – Öko- Kapitalismus!“)
Ein Grüner Aufbruch, den die 9 Abgeordneten nur im Ton und in ein paar Slogans
sowie in bestimmten Wendungen des ungeprüften Leichtsinns verheißen haben, wird
hier reell ermöglicht, indem ein materielles Fundament der Lust an der Veränderung,
an Experimenten und Alternativdenken, an Modernisierung im Bereich des Intellekts
und seines Equipments, auch an Unternehmertum und „Freiheit“ ausgemacht wird und
indem diese auffliegenden oder davonstürmenden Haltungen zugleich, tendenziell,
mit der Schwere der Probleme und der Wucht der nach wie vor unerfüllten Forderungen
der Basis, Basis der Gesellschaft wie Basis der Grünen, rückgekoppelt werden ...
Mehr
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Maurizio
Lazzarato: Europäische
Kulturtradition und neue Formen der Produktion und der Zirkulation des Wissens
Die Geschichte der europäischen Kultur erlebt gerade eine ihrer
größten Umwälzungen - vielleicht seit der Erfindung der Druckmaschine. Das Konzept
„Kultur“ findet sich bis in seine Grundlagen hinein in Frage gestellt, in seinen
Produktionsformen, seinen Sozialisierungen und deren Aneignungen. Das hat vor
allem mit der Integration der Kultur in den Prozeß der ökonomischen Wertschöpfung
zu tun. Dieser Integrationsprozeß wird seit Anfang der 80er Jahre durch Globalisierung
und neue ökonomische Finanzierungsweisen beschleunigt, aber auch durch das Erscheinen
dessen, was man neue Technologien nennt ... Mehr
(aus: Reader zur Kulturalisierung der Ökonomie, 1999) Paolo
Virno: Das
Öffentlichsein des Intellekts - Nichtstaatliche Öffentlichkeit und Multitude
Wenn der General Intellect oder "öffentliche Intellekt" nicht zur Republik, zur
Öffentlichkeit, zur politischen Gemeinschaft wird, vervielfältigt er ungebremst
Formen der Unterdrückung. Um diesen Punkt zu klären, ist es nötig, einen Blick
auf die zeitgenössische Produktionsordnung zu werfen. Dass alle an den sprachlichen
und kognitiven Fähigkeiten in gleicher Weise teilhaben, ist das konstitutive Element
des postfordistischen Produktionsprozesses. Alle ArbeiterInnen treten als SprecherInnen/DenkerInnen
in den Produktionsprozess ein ... Mehr
(aus: Grammatik der Multitude [Auszug], 2005) Hans
J. Pongratz / G. Günter Voß: Der
Arbeitskraftunternehmer - Zur Entgrenzung der Ware Arbeitskraft
Der Vortrag geht davon aus, daß auch auf Ebene von Arbeitskraft Entgrenzungen
stattfinden. These ist, daß daraus ein neuer gesellschaftlicher Leittypus für
Arbeitskraft entstehen kann, der als "Arbeitskraftunternehmer" bezeichnet wird.
Als ersten Schritt werden kurz entgrenzte Arbeitsformen als Auslöser für einen
möglichen Strukturwandel von Arbeitskraft skizziert und dann der neue Typus von
Arbeitskraft mit drei Thesen charakterisiert. Anschließend wird auf gesellschaftliche
und arbeitspolitische Konsequenzen eingegangen ... Mehr
(Kongreß für Soziologie, Freiburg 1998) Bernd
Czorny: Wissensgesellschaft
Offensichtlich befinden wir uns spätestens seit den 1990iger Jahren in einer neuen
Zeit, die der Globalisierung. Globalisierung ist ein Schlagwort geworden, das
bis in die Tagespolitik reicht und reichte und der Begründung unterschiedlichster
politischer Handlungen und Projekte dient und diente. Ein weiterer Begriff, jetzt
seltener gebraucht, ist der der Wissensgesellschaft. Die beginnende Wissensgesellschaft
oder Keime zu ihr können in den gesellschaftlichen Bereichen der Finanzmärkte,
der Produktion, den sozialen Sicherungssystemen und natürlich im Bildungswesen
identifiziert werden ... Mehr
(Juni 2007) Carola
Möller: Immaterielle Arbeit
– die neue Dominante in der Wertschöpfungskette Die
Art und Weise, in der heute Waren produziert und Dienstleistungen angeboten werden,
hat sich deutlich verändert, spürbar für jede Arbeitskraft. Neue Techniken führen
zu neuen Arbeitsabläufen, erfordern neue Qualifikationen, anderes Wissen und Können.
Der Ruf nach immer höheren Sofortgewinnen (shareholder-value-Prinzip) hat bereits
zu einer enormen Steigerung der Arbeitsintensität geführt. Zwischen Erwerbsarbeit
und Privatleben gibt es kaum noch Grenzen. Das Kapital versucht, immer mehr unbezahlte
Arbeit für sich zu nutzen. Charakteristisch für dieses neue Produzieren ist der
steigende Anteil von nicht-körperlicher Tätigkeit, also von »immaterieller Arbeit«
... Mehr
(in: UTOPIE kreativ, Juni 2001) Karl
Marx: Maschinenfragment (general
intellect) Die Entwicklung des capital fixe zeigt
an, bis zu welchem Grade das allgemeine gesellschaftliche Wissen, knowledge, zur
u n m i t t e l b a r e n P r o d u k t i v k r a f t geworden ist, und daher
die Bedingungen des gesellschaftlichen Lebensprozesses selbst unter die Kontrolle
des general intellect gekommen, und ihm gemäß umgeschaffen sind. Bis zu welchem
Grade die gesellschaftlichen Produktivkräfte produziert sind, nicht nur in der
Form des Wissens, sondern als unmittelbare Organe der gesellschaftlichen Praxis;
des realen Lebensprozesses ...
Mehr
(aus: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie [Auszug], 1857-58) |
Kathrin Henneberger (Sprecherin der GRÜNEN JUGEND):
„Blind
sollen wir weiter konsumieren“
Wir brauchen ein anderes Wirtschaftssystem. Ein System der ökologischen Nachhaltigkeit
und der sozialen globalen Gerechtigkeit. In dem nicht bis zum Umfallen konsumiert
und gearbeitet werden muss. Indem nicht die einen Pelz tragen und die anderen
hungern müssen. In dem wir nicht die ökologischen Grenzen unseres Wirtschaftens
überschreiten - bis alles zusammenbricht ... Mehr
(28.03.09)
Al
Gore: Neue Energie für Amerika - Ein
Appell an die heute Lebenden Es gibt Zeiten in der
Geschichte unserer Nation, in denen die Art, wie wir weiterleben, völlig davon
abhängt, dass wir uns von Illusionen freimachen und aufwachen, um einer akuten
Gefahr entgegenzutreten. In solchen Momenten kommt es darauf an, dass wir uns
schnell und entschlossen aufraffen, alte Gewohnheiten aufgeben und uns klarsichtig
und engagiert der Notwendigkeit großer Veränderungen stellen. Diejenigen, die
aus welchen Gründen auch immer, ihren Beitrag dazu verweigern, müssen entweder
überzeugt werden, mitzumachen oder müssen sich auffordern lassen, dass sie zur
Seite treten. Dies ist solch ein Moment. Das Überleben der Vereinigten Staaten
von Amerika, so wie wir sie kennen, ist in großer Gefahr. Und noch schlimmer -
wenn man überhaupt noch nach Schlimmerem fragen mag - die Zukunft der menschlichen
Zivilisation steht auf dem Spiel ... Mehr
Sylvia
Kotting-Uhl: Das richtige Leben muss
sich lohnen Die unumgängliche Verteuerung des Umwelt-
und Ressourcenverbrauchs wird so mit einer klar erkennbaren Option für die Verbraucher
– und genauso für die Wirtschaft – verknüpft, sich der Verteuerung durch entsprechendes
Verhalten zu entziehen oder sogar zu profitieren. Die Verbindung von ökologischer
Notwendigkeit und sozialer Gerechtigkeit heißt: Wer Energie und Ressourcen nicht
verschwendet, für den wird die Ökosteuer zum Ökobonus ... Mehr
Reinhard
Loske: Immer mehr, immer schneller,
immer weiter so Was aber bedeutet all das für die
Wachstumsfrage? Ist es richtig, sie einstweilen zurückzustellen und stattdessen
für die Effizienzrevolution und die Solarzivilisation zu kämpfen? Oder ist es
für die Ökologiedebatte nicht nachgerade konstitutiv, die Frage nach dem rechten
Maß zu stellen und politische Rahmenbedingungen so zu setzen, dass wachstumsneutrale
Lebens- und Wirtschaftsstile begünstigt werden? ... Mehr
|
Joseph
Beuys: Aufruf
zur Alternative Die
Arbeit eines Menschen steht nicht mehr in Verbindung mit seinem Konsumieren. Das
andere von ebenso weitreichender Bedeutung ist, daß der Charakter des integralen
Systems es nicht mehr erlaubt, das Einkommen der Tätigen als den Tauschwert für
ihre erbrachten Leistungen anzusehen. Denn es kann hier keinen objektiven Maßstab
für die Ermittlung des Leistungsanteils eines einzelnen an der Produktion eines
bestimmten Konsumwertes mehr geben. Ebensowenig kann der objektive Anteil eines
Unternehmens am Gesamtprodukt ermittelt werden. (...) Das Einkommen, das die Menschen
zur Erhaltung und Entfaltung ihres Lebens benötigen, wäre keine abgeleitete Größe
mehr, sondern ein originäres Recht, ein Menschenrecht, das gewährleistet sein
muß, damit für sie die Voraussetzungen erfüllt sind, verantwortlich und selbstverpflichtet
im Kreis ihrer Mitarbeiter wirken zu können. (...) Auch das Maß und die Art der
Arbeit sind Fragen, welche durch die demokratische Gemeinschaft im allgemeinen
und die Arbeitskollektiveim besonderen nach der Art ihrer Selbstverwaltungsformen
behandelt und geregelt werden müssen ... Mehr
(Frankfurter Rundschau, 23.12.1978)
Umbau
der Industriegesellschaft
Beim folgenden Text handelt es sich nicht um das Wirtschafts- oder um ein Grundsatzprogramm
der GRÜNEN, sondern um ein Sofortprogramm, das Sofortmaßnahmen zu drei großen
Herausforderungen unserer Zeit enthält: Massenerwerbslosigkeit, Armut und Umweltzerstörung.
Dieses Sofortprogramm will aufzeigen, welche politischen Handlungsspielräume auf
Bundesebene vorhanden sind. Es wendet sich gegen angebliche „Sachzwänge“, hinter
denen sich die etablierte Politik verschanzt, Es zeigt Wege auf, die gangbar wären,
wenn der politische Wille dazu da wäre ... Mehr
(Als Programm verabschiedet von der Bundesdelegiertenkonferenz der Grünen
in Nürnberg, 26.-28. September 1986) Robert
Zion: Von Nürnberg nach Nürnberg
Auf ihrem Parteitag 1986 in Nürnberg beschlossen die
Grünen ein ehrgeiziges Konzept: das 140-seitige Programm "Umbau der Industriegesellschaft".
Heute, über zwanzig Jahre später, könnte die Partei abermals in Nürnberg mit einer
Richtungsentscheidung für ein Grundeinkommen wieder ein großes Thema besetzen
und sich als Konzeptpartei neu legitimieren... Mehr
(Sueddeutsche, 22.11.07) |